Autor: Igor Schpriz (Mitte 40; eigentl. Atomphysiker)
Titel: Joseph der Herrliche
Genre: eine groteske/satirische 'Komödie' in drei Akten [ohne Szenenunterteilung]
Dramatis personae: Adam; Lilith [vgl: Goethes Faust/Walpurgisnacht; nach talmudistischer Überlieferung Adams erstes Weib; auch ein böser weiblicher Dämon]; Imperator; Joseph [Stalins Vorname]; Stalin [sein eigentlicher Name = Dschugaschwili]; Koba [= Stalins Deckname in der Untergrundbewegung]; Sosso; Amor
Ort: wird auktorial nicht explizit definiert
Zeit: drei Tage (je Akt ein Tag)
Handlung:
ROHÜBERSETZUNG DES
BEGINNS:
Innerhalb des Bühnenraums befindet sich ein weiterer Raum - das Innere
eines gigantischen Parallelogramms ohne Fenster, in der Art einer großen
Zelle. Zwei Türen in den Seitenwänden führen zu Mönchszellen.
Die hintere Ecke des Raumes wird von einem Rohr mit gigantischem Durchmesser
durchbohrt. Man begreift erst eine ganze Weile später, daß es sich
dabei um eine Art [fanovaja truba - Krematoriumsofenrohr?] handelt, der mit
einer ebenfalls sehr großen Luke ausgestattet ist.
Die leere Bühne ist schwach beleuchtet. Geräuschlos öffnet sich
die Luke des Rohrs und der nackte Körper Josephs gleitet am Rohr wie an
einer Regenrinne hinunter. Besinnungs- und bewegungslos liegt er eine Weile
da und bekundet dann Lebenszeichen.
Adam tritt im Nachthemd aus seiner Zelle, nähert sich angewidert dem daliegenden
Joseph und klopft an Liliths Zellentür.
LILITHs Stimme: Ich bin allein.
Adam verschwindet in Liliths Zelle. Stille. der Imperator tritt in Nachthemd
und Kopfbedeckung aus seiner Zelle. Er geht zu Adams Tür und klopft an.
Stille. Daraufhin begibt er sich zu Liliths Zelle, kauert sich jedoch auf dem
Weg dorthin neben Joseph und betrachtet dessen Gesicht. Dann klopft er an Liliths
Tür.
LILITHs Stimme: Ich bin nicht allein.
Der Imperator verharrt und geht im Kreis durch den ganzen Saal. Nach einer Weile
kommt Adam aus Liliths Zelle.
ADAM: Guten Morgen.
Imperator: Guten Morgen. Gut geschlafen?
ADAM: Ja, danke.
IMPERATOR: Na also. (klopft an Liliths Zellentür)
LILITHs Stimme: Ich bin allein.
Der Imperator geht zu Liliths hinein. Adam geht zu dem daliegenden Joseph, betrachtet
ihn, verschwindet in seiner eigenen Zelle, kehrt mit einer Wasserkanne zurück,
gießt sie über Joseph aus und geht abermals in seine Zelle. Joseph
kommt zu sich und steht mühsam auf. Nachdem er seine Nacktheit bemerkt
hat, verdeckt er sie mit einer biblischen Geste. Zur selben Zeit kommt der Imperator
aus Liliths Zelle.
Imperator: Guten Morgen. (Joseph schweigt) Guten Morgen. (brüllt in Josephs
Ohr) Guten Morgen!
JOSEPH: Guten Morgen.
Zufrieden geht der Imperator in seine Zelle. Joseph erkundet langsam den Saal.
Mit schleppendem Gang erscheint die entblößte Lilith aus ihrer Zelle.
Sie bemerkt Joseph, ahmt dessen biblische Pose nach und fängt an zu lachen.
JOSEPH: Guten Morgen.
LILITH: Guten Morgen guter Mann.
JOSEPH: Verzeihen Sie, ich bin unbekleidet.
LILITH: Stört Sie das? Auch ich bin nackt. Hier ist niemand, vor dem Sie
sich genieren müßten, wir sind doch allein. Aber was wenden Sie sich
denn ab? Es gehört sich nicht, einer Dame sein Hinterteil zu zeigen - Sie
sind doch kein Affe. Ach, Trottel. (geht in ihre Zelle ab)
Der Imperator erscheint; er hat sich zu einem Morgenspaziergang angezogen und
geht gemächlich durch den Saal, wobei er auf Joseph stößt.
JOSEPH: Guten Morgen.
Imperator: Wir haben uns bereits guten Morgen gesagt, mein Lieber. Einmal reicht.
Und dann: Ziehen Sie sich etwas an, es gibt hier niemanden, der sich was aus
Männerkörpern macht. Es gehört sich nicht, unbekleidet unter
angezogenen Menschen herumzulaufen. Entweder sind alle nackt oder alle angezogen.
Sie sind hier nicht in einer öffentlichen Sauna.
JOSEPH: Wo bin ich?
IMPERATOR: Hier.
JOSEPH: Hier - wo ist das?
IMPERATOR: Die Neugier eines Nackten ist nackte Neugier. Ein Wortspiel. Ich
sage es Ihnen nochmals: Ziehen Sie sich an. Dahinten ist Ihre Zelle, da liegt
alles für Sie bereit. Aus dem Weg. (fährt mit seinem Spaziergang fort)
JOSEPH: Ist das hier ein Kloster?
IMPERATOR: Ja, das ist ein Kloster.
Joseph betritt die ihm zugewiesene Zelle. Der Imperator geht spazieren. Lilith
erscheint.
LILITH: (küßt den Imperator) Liebster, Du warst heute besonders gut.
Königlich gut. Ganz der 'Sevs' [?] im Angesicht des Stiers!
IMPERATOR: Mit Hörnern. Alles Heuchelei, Du Schlange. Du kannst nur gemein
sein.
LILITH: Ich lüge nicht. In Deinen Umarmungen fühle ich mich wieder
jung und makellos. Deine Lilith. (küßt ihn) Auf ewig Deine Lilith.
Ich will, daß Du mir ein Kind machst.
IMPERATOR: Ein erfrischender Gedanke. In Deinem Alter! Zum Totlachen! Du wirst
Dich eine Weile Deinen Spaß damit haben und es dann wegwerfen wie ein
altes Spielzeug. Nein, schlag Dir das aus dem Kopf. Laß uns lieber spazierengehen
und schweigen.
LILITH: Du liebst mich nicht.
Adam erscheint und schließt sich den Spaziergängern an.
LILITH: Adam, rede Du mal ihm - er weigert sich, mir Kinder zu schenken. Das
ist das bitterste, was eine Frau aus dem Munde ihres Geliebten hören kann.
ADAM: Ich kann Euch beide kaum ertragen. Aber wenn Ihr jetzt auch noch anfangen
wollt, Euch zu befruchten, dann reißt mir der Geduldsfaden. Ich werde
Deinen Bastard noch vor seiner Geburt abmurksen, das verspreche ich Dir.
LILITH: Du bist ein Sadist und ein Vieh! Ich bin doch für Dich nichts weiter
als ein Instrument, auf dem Du Deine idiotischen Tonleitern mit einem Finger
runterspielst. Tik-tik-tik! Tik-tik-tik! Ach...
Joseph hat zunächst
Probleme, sich in die eingeschworene Gemeinschaft einzufügen, obgleich
man ihn sehr herzlich aufnimmt. Lilith versucht auch ihn möglichst schnell
zu verführen, wird jedoch zunächst (sogar handgreiflich) abgewiesen.
Schließlich gelingt es ihr doch. Nachdem beide aus Josephs Zelle zurückgekehrt
sind, wird ausgiebig gefrühstückt - mit Alkohol (hier werden - wie
auch in den folgenden Akten - profane russische Trinksprüche mit sakralen
Gebeten verknüpft. Langsam wird klar, daß sich die Figuren im "Jenseits"
befinden (aber noch ist nicht ersichtlich um welches es sich handelt, um das
gute oder das böse?).
Lilith macht keinen Hehl aus ihrer Nymphomanie, ja beschimpft sogar jeden Mann,
der sie nicht befriedigen kann bzw. will - und zwar z.T. mit ausgesprochen derbem
Vokabular. Dies zieht sich als häufiges Motiv durch die gesamte Dramenhandlung.
Das Essen gestaltet sich dramaturgisch wie ein Kindergeburtstag: Jeder zankt
und verträgt sich mit jedem; Lilith erzählt u.a. aus ihrem ausgefüllten
Leben; abwechselnd werden Toasts ausgesprochen, und man versucht, Joseph zum
Sprechen zu bringen, der sich jedoch weigert. Schließlich will Joseph
wissen, wo er sich eigentlich befindet. Adam erläutert ihm dies prägnant:
"Wir sitzen in einem abgeschlossenen Raum, aus dem es keinen Ausgang gibt."
Joseph glaubt, in einem Irrenhaus gelandet zu sein, worauf der Imperator mit
einem weiteren Wortspiel aufwartet: "Ich höre zum ersten Mal, daß
ein Haus irre geworden ist."
In der anschließenden Religions-Diskussion vertritt Joseph die Evolutionstheorie.
Gleichzeitig erscheint nun Amor, der mit einer Maschinenpistole ausgestattet
ist, zu einer "Visite"; er wird von allen Anwesenden überschwenglich
aber respektvoll begrüßt. Nachdem sich Amor (obligaterweise) kurz
mit Lilith in ihre Zelle zurückgezogen hat, wird er von den anderen dazu
aufgefordert, Joseph zu beweisen, daß es sich bei dem Handlungsort nicht
um ein Irrenhaus sondern ums Jenseits handelt. Amor tut dies, indem er Joseph
buchstäblich mit Blei vollpumpt.
Kurz vor Schluß des ersten Akts gehen Adam und der Imperator zum Rohr,
um darin zu angeln. Sie fangen einen toten nackten Frauenkörper:
IMPERATOR: Irgendwie ganz
niedlich, oder, was meinst Du, Adam?
ADAM: Was spielt das für eine Rolle, was ich meine?
IMPERATOR: Du meinst, wir fangen noch was besseres?
ADAM: Nimm Sie Dir und schlepp sie ab.
IMPERATOR: Und Du?
ADAM: Ich hab keine Lust.
IMPERATOR: Wieso nicht, Du Spinner? Das ist ein ausgezeichneter Fang.
ADAM: Es ist eine Sünde. Eine Blutschande. Eine Todsünde.
IMPERATOR: Hast Du Angst vor dem Tod? Du weißt doch... Hilf mir mal, sie
aufzuladen.
Adam lädt ihm die Tote auf den Rücken, woraufhin jener mit ihr in
seiner Zelle verschwindet. Wenig später ertönen darin weibliche Klagelaute.
ZWEITER AKT:
Mit Beginn des zweiten Akts ist Joseph wieder lebendig. Er entschuldigt sich
für sein Verhalten (Imperator: "Der Tod heilt den Menschen hundertmal
besser als die besten Arzneimittel.") und verliebt sich in Lilith, deren
Treue zu seinem Leidwesen nur von minimaler Dauer ist. Zwischendurch taucht
Adam auf, mit einem leblosen Mädchenkörper über den Schultern,
den er in das Rohr zurückwirft. Kurz darauf erscheint erstmals STALIN auf
der Bildfläche. Auch Stalin glaubt zunächst, in einem Irrenhaus zu
sein. Ein Verführungsversuch Liliths, die er für die Oberschwester
hält, schlägt bei ihm jedoch fehl. Dann entdeckt der Imperator die
verblüffende Ähnlichkeit zwischen Stalin und Joseph:
STALIN: Bin ich tot?
ADAM: Ja.
STALIN: Schon lange?
ADAM: Seit gestern Morgen.
STALIN: Und der da bin ich? (deutet auf Joseph)
ADAM: In der Tat.
STALIN: (steht auf und geht zu Joseph) Ich. Tatsache. Das bin ich. Nur jünger.
Armer Joseph. Noch jung und glücklich. (zu Adam) Ihr habt mich also nicht
verarscht?
ADAM: Nein
[...]
STALIN: Und wer ist das? (weist auf Lilith)
ADAM: Das ist Lilith.
IMPERATOR: Und ich bin der Imperator!
STALIN: Na, das ist mir ja eine!
LILITH: Ich gehe mich umziehen - ruft mich, wenn's soweit ist.
IMPERATOR: Und ich bin ein Imperator!
STALIN: (ohne den Imperator zu beachten) Und das alles hier? (macht eine Geste
mit der Hand) Ist das die Hölle?
IMPERATOR: Aber ich bitte Sie!
ADAM: Nein.
STALIN: Hoffentlich nicht der Himmel?
IMPERATOR: Also wirklich, ich muß schon sagen!
ADAM: Bei weitem nicht.
STALIN: Das Fegefeuer?
IMPERATOR: Na! das muß man doch nicht so schreien! Wir ziehen es hier
vor, diesen Begriff nicht zu gebrauchen. Von ihm geht so ein chirurgischer Gestank
aus. Hier sagt man: Purgatorium! Oder: Zollamt. Erlauben Sie, daß ich
mich vorstelle: Imperator! Der Diener des Purgatoriums, kurz: der Quälgeist!
STALIN: Und wozu ist er hier? (weist auf Joseph)
ADAM: Das ist das Schiedsgericht.
JOSEPH: Ich soll ihn richten?
ADAM: Du wirst Dich selbst richten.
Nachdem sich alle zeremoniell versammelt haben.
ADAM: Wir hören.
STALIN: Worüber soll ich reden?
ADAM: Über Dich.
[...Stalin erzählt von Bagatelldelikten...]
LILITH: Hat es Dir Spaß gemacht, gegen die Gebote zu verstoßen?
STALIN: Ja, es hat mir einen Heidenspaß gemacht!
LILITH: Na also! Wenigstens hatte er Spaß! Keine weiteren Fragen.
ADAM: Joseph!
JOSEPH: Ich wollte nicht, daß er so wird. Ich verstehe nicht, wie das
passieren konnte.
STALIN: Du lügst. Du belügst Dich selbst und Du belügst uns.
[er verflucht sich und sein Leben] Wer hat mich in diese Ecke gedrängt?
Du allein! Ich bin älter und klüger als Du! Du bist jung und dumm!
Aus Deinen Dummheiten ist mein ganzes Elend entstanden. Er sollte hier stehen!
Er, er! Ich bin sein geistiges Kind und ein Kind kann nicht für seine Eltern
verantwortlich gemacht werden.
Die anderen mischen sich ein und stacheln die beiden an.
ADAM: Also mir reichts jetzt.
Einer von Euch beiden geht jetzt ins Rohr - wer, ist mir egal- -. und der andere
bleibt hier und macht weiter. Ihr langweilt mich. Früher waren die Leute
hier bedeutend besser.
IMPERATOR: [...]
STALIN: Und was ist das für ein Rohr?
IMPERATOR: Eine gute Frage! Hast Du Angst?
LILITH: Der Trübsinn. Die große graue Langeweile. Ohne Gedanken,
ohne Bewegung. Ohne Dämonen. Und mit denen hätte man wenigstens noch
seinen Spaß.
IMPERATOR: [malt ihm das Wesen des Rohres aus] Aber Du wirst es ja bald selbst
erleben. Obwohl, ich denke, mein Alterchen - Du hast noch eine klitzekleine
Chance, Joseph hineinzuschicken. Laßt sie doch mal die Plätze tauschen.
ADAM: Das wäre möglich.
LILITH: Der Opa gefällt mir aber besser.
IMPERATOR: Widersprich dem hohen Gericht nicht, Votze!
LILITH: Habt Ihr das gehört?! Adam! Er hat mich Votze genannt! Ich verlange,
daß man ihn sofort von der Verhandlung ausschließt! Verzieh Dich
in meine Zelle und dann zeige ich Dir mal meine Votze!
ADAM: Das hier ist kein Affenzirkus, sondern eine ernste Angelegenheit. Der
Opa da hat rund dreißig Millionen auf dem Gewissen - nach vorsichtiger
Schätzung.
LILITH: Er hat dreißg Millionen abgezwackt?!
ADAM: Menschenleben, ja.
IMPERATOR: Stell Dir das mal vor! Mindestens.
LILITH: Junge, Junge, da bleibt einem ja die Spucke weg, Opachen!
[...]
[Stalin fängt an, sich zu verteidigen - mit einigem Erfolg]
STALIN: Zweitens: Wo bin ich mehr von Nutzen? Dort, wo es keine Bewegung, keine
Gedanken und kein Leben gibt, oder hier, wo all das, was der Mensch geschaffen
hat, hart und gerecht beurteilt wird? Ich würde sagen: hier.
IMPERATOR: Jetzt verrent er sich und hält uns nur noch vom Frühstück
ab, stimmt's Adam?
ADAM: Halt die Klappe. Weiter.
STALIN: Glaubt mir, eine so reiche Lebenserfahrung findet Ihr selten. Ich habe
alles gesehen. Ich habe alle Stufen erklommen, die gesamte Herrschaftspyramide,
von deren Gipfel ich direkt hierher gesandt wurde. Ich weiß, wovon ein
einfacher Arbeiter träumt, ich kenne die Hoffnungen und Wünsche von
Millionen, ich weiß, was all die kleinen Bosse so denken und wovor all
die großen Bosse Schiß haben. Ich kenne das Entsetzen, wenn eine
bloße Handbewegung über das Schicksal von Völkern entscheidet
und du keinen Fehler machen darfst, weil die ganze Welt voller Hoffnung auf
dich blickt - und du nicht weißt, was du machen sollst!
IMPERATOR: (heult) Ich kann nicht mehr, mir wird ganz schlecht vor lauter Kummer!
Adam, würde es Dir etwas ausmachen, wenn ich gleich hier ein bißchen
vor mich hinkotze?
ADAM: Später, sei still. (zu Stalin) Erzähl weiter.
[...]
STALIN: Der Wolf ist glücklich wenn er Schafsblut trinkt, und das Schaf
ist glücklich, wenn es einen toten Wolf sieht. Die Welt, das ist das ewige
Gleichgewicht einer Rasierklinge - die eine Seite ist die gute und die andere
die böse [...].
IMPERATOR: Er hat Recht, er hat Recht! Sprich weiter, guter Mann!
Schließlich drückt man Stalin entzückt einen Dolch in die Hand und fordert ihn auf, Joseph den Garaus zu machen. Es kommt zu einem Kampf zwischen den beiden, auf den sogar Wetten abgeschlossen werden, einen Kampf, den Joseph gewinnt, indem er Stalin notgedrungenermaßen tötet. Man wirft Stalins Leichnam in's Rohr.
DRITTER AKT:
Alltag im Fegefeuer. Joseph hat sich erholt. Die Figuren tragen - entsprechend
des Bühnenbildes - stalinistische Uniformen, zum Teil mit Orden behängt.
Man langweilt sich und frühstückt. Plötzlich erscheint Koba -
ungestüm und voller Irrwitz. Man beschließt, "zum Zeitvertreib
ein bißchen über ihn zu richten", aber Koba (der jugendliche
Stalin) hat keine Lust, sich zu verteidigen. Er muß die Beichte ablegen
und wird kurzerhand zum Tode verurteilt. Einen seiner drei letzten Wünsche
kann ihm Lilith dann in ihrer Zelle erfüllen (obgleich es eine "leere
Nummer" wird, da Koba zu hoch hinaus wollte). Sein zweiter besteht, darin,
sich mit den Männern zu besaufen und drittens möchte er sich selbst
töten. Da ihm dies nicht gelingt, muß Joseph abermals zum Dolch greifen.
Somit endet auch Koba im Rohr. Kurz vor Ende des Stücks erscheint ein 13jähriger
Knabe im Saal: Sosso Dschugaschwili. Sosso darf kurz darauf wieder nach Hause
zurück... Dann beendet Joseph mit dem Dolch auch sein eigenes Leben. Die
Hinterbliebenen setzen ihn auf einen Sessel und geben sich einen Moment lang
ihrer aufrichtigen Trauer hin.
SCHLUSS:
IMPERATOR: Und was jetzt?
ADAM: Heute bist Du an der Reihe.
LILITH: Ja, stimmt, heute bist Du dran.
IMPERATOR: Kann ich nicht mal aussetzen? Ich fühle mich ein bißchen
unpäßlich.
LILITH: Kommt nicht in Frage.
IMPERATOR: Unter einer Bedingung.
LILITH: Was für eine?
IMPERATOR: Behutsam und sehr langsam.
LILITH: Einverstanden.
IMPERATOR: Na dann auf!
Der Imperator und Lilith gehen ab. Ebenso Adam. Joseph sitzt im Sessel. Es hat
den Anschein, als sei er lebendig und mit uns.