Die acht Grundsätze der Digitalen Transformation

1. Was vernetzbar ist, wird vernetzt

Denn wie aus der Vernetzung von Milliarden Zellen ein Gehirn entsteht, so entsteht aus der Vernetzung von Milliarden Gehirnen eine bessere Welt. Auch Modelle zur Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und innovativen Startups werden unerlässlich sein!

Die zündenden Funken für Innovationen stammen oft von Startups. In Europa wird dieses Potenzial
von Wagniskapital-Gebern allerdings noch massiv unterschätzt…

2. Nicht kleckern, sondern klotzen

Immer wieder verheddern selbst größere Unternehmen sich in partikularen Anschaffungen digitaler Hilfsmittel, die dann mit anderen (internen oder externen) Komponenten nicht mehr harmonieren. Wofür wir plädieren, sind strategisch durchdachte Gesamtkonzepte, wie ein so gen. „Cyber-Physical System“ (CPS), also ein Verbund informatischer, softwaretechnischer Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen, die über eine Dateninfrastruktur, wie z. B. das Internet, kommunizieren.

3. Fail fast, fail cheap

Wenn wir uns – neben der Kundenorientierung (Kundenservice) und neben der Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Themen feuilletonistisch aufzubereiten – eines von den Amerikanern beibringen lassen dürfen, dann dies: es ist keine Schande zu straucheln, auszuprobieren, zu scheitern. Man muss seinen Fehler nur möglichst früh erkennen – und vor allem: ihn sich eingestehen…

» Durch Stolpern kommt man bisweilen weiter;
man darf nur nicht fallen und liegenbleiben. «

Johann Wolfgang von Goethe

4. Warum nicht auch mal wieder der Erste sein?

Einst für seine innovative Schlagkraft auf der ganzen Welt berühmt, läuft der Mittelstand vor allem durch den aktuellen Konjunkturboom Gefahr, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Dies unterscheidet die Lage von der des deutschen Wirtschaftswunders. Seinerzeit waren die Uhren für alle auf Null gestellt, und jedem war bewusst, dass nur mit gewaltigen Anstrengungen ein Fortkommen möglich ist. In Zeiten des Wohlstandes, ja des Überflusses, ist es natürlich weitaus schwieriger, sich mit dem Gedanken eines kompletten Neu-Aufbaus bzw. einer Transformation anzufreunden. Als problematisch erweist sich zudem, dass die durch die Digitalisierung bedingten rapiden Veränderungen von Märkten und Geschäftsmodellen oft nur sehr schwer vorhersehbar sind. 

5. Kontrollverlust lustvoll kultivieren

Wieso schafft es ein deutscher Rasenmäher nicht, selbsttätig durch den Garten zu fahren, während Google ein Auto baut, das unfallfrei Millionen von Meilen ohne Fahrer zurücklegt? Diese Frage beantwortet Christoph Keese in seinem Buch „Silicon Germany“ mit der vertikalen Management-Ausrichtung deutscher Unternehmen – und spricht damit einen zentralen Aspekt des Digitalen Wandels an: mit zunehmender Vernetzung werden nämlich auch die internen Kommunikationsstrukturen „sozialisiert“. Mittels ESS (Enterprise Social Software) u. dergl. entsteht ein neues Kollaborationsgefüge und somit ein „agiles Management“ – mit Teamgeist.
Zentraler Erfolgsfaktor eines modernen Unternehmens ist der unmittelbare Bezug zum einzelnen Mitarbeiter, deshalb ist der „sächlich“ anmutende Begriff „Human Resources“ nicht länger als Operand geeignet. Mehr denn je ist der Handlungsspielraum mittelständischer Unternehmen von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte abhängig. Insofern sollte ein besonders waches Augenmerk ebenso auf die Suche nach gut ausgebildetem Fachpersonal gelegt werden, wie auch auf die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze und gezielter Wissensvermittlung. Dazu:

  • flache Hierarchien mit vernetzten, kooperativen Modellen anstreben (agiles Management);
  • dem Konzept des Talentismus folgen, sich also dem Wert von hochqualifizierten Mitarbeitern bewusst werden;
  • neue Methoden zur Messung und Bewertung von Leistungen anwenden;
  • neue Arbeitsweisen begrüßen (Homeoffice, Telearbeit, Einsatz von Wearables etc.) und weiterentwickeln.

6. Analog ist das neue Bio

Nicht alles was zählt, ist zählbar. Und nicht alles, was zählbar ist, zählt. Wer lieber Fahrrad fährt, statt Auto, wer komplizierte Rechenaufgaben auch mal im Kopf löst, findet leicht Gefolgschaft. Und wer darauf setzt, die Kontras und Aussteiger der Digitalen Revolution zu bedienen, möge auf diese Weise seine Nische finden und sich selbst verwirklichen. Schließlich ist genau dies gefragt: Kreative Nischenfindung auf breitester Linie…

7. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Transformation und Disruption bedeutet zugleich Investition, und für eine Investitionsrechnung mit seriöser Risikoerfassung muss man sich die Hemmnisse der Digitalen Transformation vor Augen führen, denn die Digitalisierung greift aufgrund ihrer Komplexität und ihrer disruptiven Dynamik tief in die Prozessabläufe des Unternehmens ein – in Personalstrukturen, Hierarchien und Wissensmanagement, in Beschaffung, Logistik, Kommunikation und Vertrieb. Nicht nur fehlende Sachkenntnis oder mangelnde Investitionsmittel erklären die oft dramatische Lage der Rückständigkeit, sondern auch angstgetriebene Verdrängung oder schlichte Unterschätzung der Bedeutung der Digitalisierung. Selbst Unternehmer, die dem Thema offen gegenüber stehen, sind auf sich allein gestellt eher selten in der Lage, Zugang zu sachgerechter Beratung zu finden und sich ein qualifiziertes eigenes Urteil über die komplexe Materie zu bilden.

Daraus lassen sich folgende Grundhemmnisse ableiten:
1. „Psychologie- und systemimmanente“ Innovationsträgheit
2. Fehlender Blick auf die Chancen, die sich bieten
3. Fehlendes Knowhow bzw. Verständnis der Unternehmensleitung für die Eigenarten disruptiver Veränderungen: Die Digitalisierung wird als rein technische Angelegenheit verstanden
4. (vermeintlich) hohe Kosten
5. (vermeintlich) gefährliche Sicherheitslücken
6. Fehlende Abstimmung zwischen Personalentwicklungs- und Innovationsstrategien

8. Respekt vor dem Impact des Prosumers!

Die Kommunikations- und „Machtverhältnisse“ zwischen Verkäufern, Produzenten und Konsumenten unterliegen neuen Gesetzmäßigkeiten — insbesondere durch die ungeheuer vielen Möglichkeiten zur Nutzung massenhafter (transparenter) Daten: Neue Optimierungspotenziale entstehen vor allem dadurch, dass die Kunden (oft sogar unaufgefordert) Feedback geben zu Produkten, Dienstleistungen und zur Qualität.
Neben dem Auswerten von „Footprints“ potentieller Käufer zum Zwecke der Individualwerbung, der punktgenauen Beratung, des „Dynamic Pricing“ etc., besteht ein sehr wichtiger Aspekt der Digitalen Transformation im berüchtigten Ranking.
Diese Möglichkeiten zum öffentlichen Bewerten eines jeden im Internet positionierten Akteurs (und Produkts) wird die „klassische Laufkundschaft“ massiv verändern, wenn nicht aussterben lassen, und stellt eine immer mächtigere Waffe des Verbrauchers dar, der damit (und durch seine Rolle in den sozialen Netzwerken) zum „Prosumer“ avanciert, vor dessen Impact man Respekt haben sollte. Dabei spielt das Smartphone als globales Massenphänomen eine herausragende Rolle.

Weitere Aspekte der Digitalen Transformation werden in ausführlicherer Form u.a. hier beleuchtet.

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