2020, 21 und 22 – drei neue Filme…

Hatte gerade mal wieder Lust, ein paar Gedanken zu „neuen“ Filmen zu notieren:

Zuerst die schlechte Nachricht: “Der Anruf” des unbekannten Dänen Janus Metz Pedersen ist der reinste Humbug: Was es mit dem Originaltitel (All the old Knives) auf sich hat, verstand wohl auch der deutsche Verleih nicht, sonst hätte man vielleicht einen etwas klangvolleren Synchron-Titel ersonnen. Schwach besetzte, elendig langweilige Laberei, die eigentlich unendlich tragisch geraten sollte. Und: eine Handlung, die faszinierend verzwickt geraten sollte, entpuppt sich am Ende als faszinierend banal und eindimensional und abgegriffen und klischeehaft. Und zu allem Überfluss auch noch höchst unplausibel: Ein islamisches Suizid-Kommando kapert ein vollbesetztes Flugzeug, versucht politische Gefangene freizupressen. Im Flugzeug sitzt per Zufall ein CIA-Agent, der fröhlich Informationen versendet. So weit, so gut. Draußen jedoch schleicht eine Art James Bond (Chris Pine) umher, um auf die Schnelle noch ein paar Informationen aufzuspüren, die zur Rettung der Geiseln führen sollen. Jedoch wird der Schönling von einem der Bösewichter gezwungen, eigene Geheimnisse preiszugeben. Andernfalls würde man seiner großen Liebe, einer tragischen Heulsuse mit süßem Hintern (und unaussprechlichem Namen: Thandiwe Newton), ganz nebenbei ebenfalls CIA-Agentin, zu Leibe rücken. Jahre später, die Wege der beiden großen Liebenden haben sich längst getrennt (warum bleibt gänzlich offen), wird die Sache wegen irgendwelcher (ebenfalls offen gelassener) Ungereimtheiten plötzlich erneut aufgerollt. Die beiden Ex-Turteltäubchen treffen sich zu einem Besäufnis in einem (an diesem Abend zufälligerweise menschenleeren) Edel-Luxus-Restaurant, wo Pine-Bond wegen seiner Schuld am Scheitern der Befreiung per vergiftetem Wein hingerichtet wird… 

Also: Erstens ist es Blödsinn, ihn auf diese Weise zu exekutieren. Zweitens, dass er überhaupt getötet werden soll, denn die CIA ist schließlich Regierungsorgan eines doch recht seriösen Rechtsstaats — jedenfalls keiner Bananenrepublik. Und in solch einem Fall würde man den Agenten allenfalls erst einmal offiziell anklagen (meinetwegen vielleicht sogar wegen Hochverrats), aber ganz gewiss nicht auf diese Weise ermorden lassen. Drittens ergibt es keinen Sinn, den Wein zu vergiften, BEVOR die Agentin sich mit ihm ausgesprochen hat. Dann hätte man sich nämlich das gesamte Gespräch sparen können — mithin den gesamten Film! Viertens ist es albern, dass der CIA-Held seinerseits einen Handlanger draußen stehen hat, der wiederum auf die Freigabe wartet, sein Bondgirl ermorden zu dürfen. Fünftens bleibt völlig unklar, weshalb der tragische Bond damals nicht einfach unmittelbar zugegeben hat, dass er wegen der Rettung einer Agentin den (zufälligen) Undercover-Agenten preisgeben musste. Schließlich war ohnehin allen klar, dass der Mann im Flugzeug irgendwie enttarnt worden war… Mehr Ungereimtheiten aufzuzählen würde die Qualität dieses armseligen Versuchs, einen tiefgründig-tragischen Politthriller zu machen, nur unnötig aufwerten.

Film “Old”

Ziemlich unglaubwürdiger, dennoch fantasievoller SF-Grusel-Film. Dem ist nicht viel mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass man aus der Grundidee (Lebewesen altern an einem bestimmten Strand rund 10.000 x schneller als normal, also rund 30 Jahre innerhalb von 24 Stunden) eventuell etwas Besseres hätte machen können.

Die gute Nachricht

Auf Amazon-Bewertungen ist nicht unbedingt Verlass. Langjähriger Hollywood-Nebendarsteller und Daily Show-Moderator Jon Stewart (Jahrgang 1962) schrieb, regierte und produzierte eine überraschend originelle Politsatire: “Irresistible – Unwiderstehlich”, mit dem großartig ironischen Komiker Steve Carell (ebenfalls 62 geboren) und dem beeindruckend vielseitigen und stets irgendwie undurchschaubaren Chris Cooper, die von Amazon-Prime-Streamern nur 3,5 von 5 Sternen erhielt. Der in der Weltliteratur bereits reichhaltig verarbeitete und immer wieder unterhaltsame Stoff (arroganter Großstadt-Schnösel reist widerwillig aufs Land, um den Bauen die Flötentöne beizubringen und Profit daraus zu schlagen, wird jedoch eines Besseren belehrt) erfährt hier ein durchaus erquickliches neues Gewand und gipfelt in einer höchst erfrischenden Pointe…

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