Collage aus weißen Bereichen Hunderter Banknoten

Netflix bestätigt Billig-Discounter-Niveau bei First-Class-Preisen

Anmerkungen zum netverflixten Kundenservice und zur ersten Staffel der spanischen Serie La Casa de Papel / Das Haus des Geldes

Illustration:
Ausschnitt aus einer (etwa 2 x 3 Meter großen) Collage
hoch aufgelöster unbedruckter Bereiche hunderter internationaler Banknoten.
Copyright: Frank Jankowski.

Irgendwie hatte ich mich vom (eigentlich eher schwachen) Sog eines Serienstrudels erfassen lassen: In meinem sehr ambitionierten Bestenlisten-Projekt platziere ich die Spanier ja deutlich vor den Deutschen. La Casa de Papel jedoch taugt nicht unbedingt als Beweis für die Richtigkeit dieser Einordnung. Obwohl die Grundidee (Überfall einer Gelddruckerei, um eigenes Geld zu drucken) eigentlich originell ist und schon wegen der zeitlichen Länge der Aktion und der immer wieder reizvollen Interaktion zwischen Geiseln und Entführer tatsächlich zu einer ganzen Serie taugt, sind hier viele Aspekte schon nach kurzer Zeit ermüdend – allen voran die unausgegorene Figur des Direktors der Banknotendruckerei, Arturo Román, der aus heiterem Himmel vom extrem nervigen Jammerlappen zum mindestens ebenso aufdringlich-lästigen Helden konvertiert, und gleichzeitig vom (sehr fragwürdigen) Schürzenjäger zum biederen Ehegatten…

Warum der Titel (Das Papierhaus) in Haus des Geldes übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht ganz. Hatten die Netflix-Producer keine Zeit zum Nachdenken? Oder keine Lust? Noch weniger leuchtet die Fortsetzung der Geschichte ein, nachdem sie klassisch abgeschlossen wurde – und das mit (mittlerweile) DREI weiteren Staffeln…

Es scheint weniger ein Zeichen schlechten Zuschauergeschmacks zu sein, dass diese Serie sich (temporär) auf Platz 1 der Netflix-Charts empor mogelte. Vielmehr ist es ein weiterer Beweis für den liederlichen Kundenservice, den Netflix an den Tag legt. Anstatt, wie etwa Amazon Prime Video, ihren Kunden eine Reihe von Orientierungshilfen an die Hand zu geben, bietet Netflix so gut wie keinerlei Unterstützung – etwa in Form von Szenen-Sofort-Infos über die jeweils agierenden Schauspieler, oder Filter wie bspw. “am besten bewertet”. Auch mutet es im Zeitalter digitaler Ratings hinterwäldlerisch an, dass Netflix seinen Kunden keine Möglichkeit einer differenzierten Bewertung bzw. Rezension bietet. Was bringt mir also der Hinweis „Top 10 Serien in Deutschland heute“?! Dass „Space Force“ (die Nr. 1 am 3.6.2020, übrigens NICHT zu empfehlen!) am häufigsten angeklickt wurde? Aber wurde sie auch bis zum Schluss angesehen ? Und für gut befunden? Von wem und warum?…

Zu Weihnachten hatte mir jemand wider besseren Wissens einen Netflix-Gutschein über 150 Euro geschenkt, den man leider weder stornieren noch verkaufen kann. Der monatliche Abo-Preis für HD-Streaming kostet 12 Euro, also mehr als doppelt so viel wie Amazon Prime (wo noch die Versandvorteile hinzukommen). Sechs Monate noch, dann bin ich endlich raus!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert